UL 508A und NFPA 79

Der schnelle Weg zur Betriebsgenehmigung im nordamerikanischen Markt

Manfred Bickel

Leiter Elektroplanung

Niederspannungsschaltanlagen und elektrische Ausrüstung für Maschinen und Anlagen, welche im Nordamerikanischen Markt in Betrieb gehen sollen, müssen besonderen Anforderungen genügen und dürfen – anders als in Europa - nur nach einer erfolgten Abnahme in Betrieb genommen werden. Daher sollten die UL 508A als Standard für "Industrial Control Panels" und die NFPA 79 als Standard für "Industrial Machinery" erfüllt werden, um Verzögerungen und Probleme bei der Inbetriebnnahme zu vermeiden.

Damit elektrische Anlagen aus rechtlicher und versicherungstechnischer Sicht in Nordamerika überhaupt in Betrieb genommen werden können, müssen diese zunächst durch geprüft und freigegeben werden. Diese Prüfung erfolgt vor Ort durch sogenannte  AHJ‘s,  „Authorities having jurisdiction“. Dies sind Organisationen oder Einzelpersonen, welche die rechtliche Befugnis und Verantwortung über Entscheidungen bezüglich Abnahmen elektrischer Anlagen haben. Dabei handelt es sich beispielsweise um Fire Marshals, Local Building Inspectors oder Mechanical Inspectors. Die Abnahme der Maschine oder Anlage durch diese Inspektoren ist z.B. Voraussetzung für die Belieferung mit Energie durch die Elektrizitätsversorger und den Abschluß von Gebäudeversicherungen.

Fehlende UL-Zertifizierung: Von Projekt- bis Existenzgefährdung

Fehlt die UL-Zertifizierung, kann dies teure Nachprüfungen mit erheblichen Zeitverzögerungen zur Folge haben. Schäden, die auf eine nicht vorhandene UL-Genehmigung zurückzuführen sind, können gar zu einem Greifen des amerikanische Produkthaftungsgesetz („Model Uniform Products Liability Act“ – MULPA) mit seinen berüchtigten und exorbitanten Schadensersatzforderungen führen.

Die Rolle des UL Zertifikats im Erteilungsprozess

Für den Erhalt der Betriebsgenehmigung muss die Maschine oder Anlage den Regelungen des NFPA (National Fire Protection Association) entsprechen. In Bezug auf Schaltanlagen (Industrial Control Panels) verweist die NFPA 70E „Standard for Electrical Safety in the Workplace“ auf die UL 5087 bzw. UL 508 A. Für den Erteilungsprozess prüft das zuständige Organ der AHJ unter anderem, ob die Regelungen des NFPA entsprechend umgesetzt sind. 

Maschinensicherheit in den USA im Überblick (© Rockwell Automation)

Das bedeutet für die Schaltanlage, dass die Anforderungen aus der UL 508 A konsequent umgesetzt werden müssen, um teure und zeitaufwändige Umbauten vor Ort zu verhindern. Ist der Schaltschrankbauer UL-zertifiziert, darf der Schaltschrank offiziell mit einem UL-Label gekennzeichnet werden. Diese Kennzeichnung zeigt dem prüfenden AHJ Organ, dass die Schaltanlage normkonform erstellt wurde, was im Regelfall die Abnahme wesentlich vereinfacht und beschleunigt.

Erfüllung der europäischen Normen nicht ausreichend

Aus Sicht eines europäischen Maschinenbauers ist es wichtig zu wissen, dass wesentliche für die Zulassungen für den nordamerikanischen Markt relevante Punkte in den gängigen IEC-Normen gar nicht zu finden sind. Die Einhaltung der UL 508 geht dabei weit darüber hinaus, UL approbierte Komponenten zu verwenden. Dies ist lediglich eine Grundvoraussetzung, denn die Projektierung spielt eine entscheidende Rolle ob die Schaltanlage den Normvorgaben entspricht.

Zur Herstellung einer UL-konformen Schaltanlage ist es nicht ausreichend, UL-approbierte Produkte einzusetzen. Punkte wie die Art des Einbaus, das Zusammenspiel der Geräte sowie die jeweiligen Anwendungsstandards sind immer mit zu berücksichtigen

Sauberes Konzept erlaubt wirtschaftlichen Bau von UL-Anlagen

Im Praxisfall stellt sich natürlich die Frage, inwieweit unter Berücksichtigung der Anforderungen aus der UL 508 A ein wirtschaftlicher Schaltanlagenbau möglich ist. Für Manfred Bickel, Leiter Elektroplanung, stellt die UL-konforme Ausführung bei guter Planung nur eine Variante der normalen CE Ausführung dar. „Für einen international tätigen Maschinenbauer, der nur einen kleinen Teil seiner Anlagen für USA baut ist es natürlich nicht sinnvoll, alle seine Schaltanlagen UL konform aufzubauen, da die dafür notwendigen Komponenten im Regelfall wesentlich teurer sind als ihre Standardpendants. Und das Thema der Einspeisung sowie der Absicherung braucht für UL einen wesentlich höheren Aufwand als für CE. Doch mit einem durchdachten Konzept kann die Standard CE-Ausführung um UL-Bestückungsvarianten und Montagehinweise erweitert werden, sodass beide Varianten sich kosteneffizient herstellen lassen.“

Zum Abschluss: Die 7 häufigsten  Fehlerquellen bei der Anwendung der UL 508A

  • Anwendung der falschen Normen

  • Auswahl nicht geeigneter Produkte

  • Überlast-und Kurzschlußschutz

  • Group Motor Applications

  • Gehäuse und Schutzart

  • Bezeichnungen, Dokumentation

  • Elektrischer Zusammenbau

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Mit Unterstützung schneller zur UL-Schaltanlage!

Wenn Sie generell Fragen zur UL 508 A haben oder wir Sie bei der Erstellung UL-konformer Schaltanlagen unterstützen können stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!


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Manfred Bickel

Leiter Elektroplanung
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